Ich glaube, viele spüren innerlich, dass etwas nicht stimmt.

Ex-Mitarbeiterin

Südwestrundfunk (SWR)

Als ich zum Öffentlich-Rechtlichen kam, war ich erstaunt über die - ich formuliere es mal drastisch - geballte Inkompetenz und den vorherrschenden Tunnelblick in den Redaktionen.

Das ist natürlich sehr subjektiv. Aber als „Neue“ beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk blickt man auf Arbeitsstrukturen, Themenauswahl, benutzte Worte und Bilder oder auch Team-Sitzungen anders als jemand, der seit zehn, 20 oder 30 Jahren dort arbeitet und „betriebsblind“ geworden ist. Das ist in der Praxis ein ganz normaler Prozess.

Doch es kann nicht sein, dass man nicht mehr offen für neue Sichtweisen ist!

Ich war mir unsicher, wie ich konstruktives Feedback weitergeben kann, und so habe ich erst einmal einige Wochen und Monate beobachtet.

Ein interner Corona-Fall (beziehungsweise ein positiver Test) wurde unter den Teppich gekehrt. Ich sprach dazu mit verschiedenen Menschen, die direkter involviert waren, und fragte, ob es ihnen nicht seltsam vorkäme, dass eine große Diskrepanz herrscht zwischen der Berichterstattung nach außen und dem internen Krisenmanagement. Doch es ging diesen Menschen kein Licht auf. Auch Namen wie Wolfgang Wodarg oder Sucharit Bhakdi waren ihnen nicht bekannt.

Es gab und gibt kleine und große Unstimmigkeiten in der Kommunikation des Senders, in der Berichterstattung und allgemein in der so hoch beschworenen Vielfalt, Toleranz und Transparenz.

Ich glaube, viele spüren innerlich, dass etwas nicht stimmt. Aber es ist einfacher, im großen Strom zu schwimmen, als sich einen eigenen Kopf zu machen und Dinge zu hinterfragen.

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