Ich war der absolute Hörfunk-Fan.

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

ARD-Anstalt

Immer war das Radio an, verschiedene Sender aus unterschiedlichen Bundesländern. Fast aus­schließlich der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Der Mix schien mir verlässlich, um mir meine eigene Meinung zu bilden.

Im Januar 2021 hörte ich auf SWR2 einen Beitrag darüber, dass ein starkes Immunsystem nicht ausreicht, um sich nicht mit Corona zu infizieren. Das war für mich so unvorstellbar, wie wenn sie gesagt hätten, die Erde sei eine Scheibe. Ab diesem Tag habe ich das Berie­selungshören und -sehen komplett eingestellt. Kein Radio am Morgen, und schon gar kein Fernsehen am Abend.

Ich habe mir viele Gedanken gemacht, beobachtet und genau hingehört, was meine Kolleginnen und Kollegen im Sender zwischen Tür und Angel zu sagen hatten. Der sendungs­verantwortliche Redakteur meinte: „Die ziehen ganz schön die Daumen­schrauben an.“ Er war voller Verständnis dafür, dass die Maßnahmen der Regierung die Ungeimpften dazu bewegen sollten, sich impfen zu lassen. Oder die Kollegin, die zu mir sagte: „Mit dir wird bald niemand mehr arbeiten wollen, weil wir dann wieder die Masken tragen müssen.“ Das war zu der Zeit, als behauptet wurde, dass doppelt Geimpfte das Virus nicht übertragen können, und damit eine Ungleich­behandlung von nicht geimpften Personen beziehungsweise von Personen, die nicht bereit waren, ihren Impfstatus offenzulegen, gerechtfertigt wurde. Kurze Zeit später wurde dieses Privileg für Geimpfte zwar wieder abgeschafft, aber mein jahre­langes gutes Verhältnis zu den Kolleginnen und Kollegen ist seitdem angespannt.

Irgendwann schien dann klar, dass der Krisenstab meines Senders die zukünftigen Ein­schränkungen schon vorausahnen konnte und vorsorglich die verschärften Maßnahmen umsetzte, bevor die Allgemeinheit von der Politik dazu gezwungen wurde.

So habe ich dem „Freedom-Day“, der mir einen Teil meiner Würde - nämlich nicht mehr von einem fremden Menschen ein Stäbchen in die Nase gesteckt zu bekommen, um dann Geld verdienen zu dürfen - zurückbringen sollte, entgegen­gefiebert und am Tag zuvor mal wieder das Radio ein­ge­schaltet. Aus meiner Pers­pektive hätte das in jeder Nach­richten­sendung der Aufmacher sein müssen, ähnlich wie eine gewonnene Fußball-Weltmeisterschaft. Aber nichts! Überhaupt nichts!

Während andere große Firmen froh waren, ihre Mitarbeiter nicht mehr kontrollieren zu müssen, und die erste Tat der Personal­verant­wort­lichen am Montag­morgen, 21.03.2022, war, den Führungs­kräften mitzuteilen, dass die erhobenen „freiwillig“ abgegebenen Daten zu löschen seien und alle Betriebs­ausweise wieder freigeschaltet werden, wollte mein Arbeit­geber auf dieses Tool nicht verzichten. Auch die Daten bezüglich des Impf- beziehungsweise Genesenstatus wurden nicht gelöscht und werden meines Wissens - Stand Mitte April 2022 - noch aufbewahrt. Bei jedem an­deren Arbeit­geber wäre es sehr be­denk­lich, dass gesetz­liche Vor­gaben nicht unver­züglich umgesetzt werden und plötzlich ein Hausrecht bemüht wird, um die Beschäftigten - alles nur zum Schutz - weiter „drangsalieren“ zu können.

Bei einem gebühren­finanzierten Sender, der mit seinem Programm dazu beitragen soll, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit, den Glauben und die Meinung anderer zu stärken, sind die Folgen nach meinem Dafürhalten sehr weit­reichend. Wenn seit über zwei Jahren der Krisenstab - ein Gremium, das ganz nach Wieler'schem Zitat „nicht hinterfragt“ werden darf - die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit immer neuen Horrorzahlen und strengsten Schutz­maßnahmen in Angst hält, ist eine unabhängige Bericht­erstattung meiner Meinung nach unmöglich.

Ich höre noch immer gerne - aber nur Podcasts von Journalistinnen und Journalisten, die diese Berufs­be­zeich­nung nach meinem Verständnis verdienen.

Zurück