Weisungsempfänger: „Hallo Chef, ich hab im Moment echt ein großes Problem!“

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

ARD-Anstalt

Vorgesetzter: „Um was geht es denn?“
Weisungsempfänger: „Naja, die Berichterstattung in unserem Haus zur C-Politik. Da sprechen mich auch privat immer wieder Leute drauf an.“
Vorgesetzter: „Und was sagen die?“
Weisungsempfänger: „Die vermissen Statements von Leuten, die anderer Meinung sind als die Regierung. Wir würden die Hälfte weglassen oder kritische Sachen sogar überhaupt nicht beleuchten, sagen sie. Die Leute wollen auch mal Wissenschaftler hören und sehen, die das ganz anders sehen als die Experten, die wir immer anrufen.“
Vorgesetzter: „Welche Experten? Wir haben die besten Experten. Warum sollten wir andere kontaktieren? Machen wir nicht.“
Weisungsempfänger: „Ja, das sehe ich. Aber ich fürchte, die Argumente der Gegenseite werden irgendwann auch einer breiteren Öffentlichkeit zu Ohren kommen, und dann steht das ganze Haus dumm da. Wenn die Leute merken, dass gewisse Argumente oder Skandale andernorts schon lange bekannt sind, wir aber nie darüber berichtet haben. Das könnte einen enormen Glaubwürdigkeitsverlust unseres Hauses und der gesamten Sendergruppe bedeuten. Und das wollen wir ja wohl alle nicht.“
Vorgesetzter: „Wir fragen schon die richtigen Experten. Wieso stellen Sie unsere Berichterstattung in Frage? Sind Sie etwa so ein Querdenker?“
Weisungsempfänger: „Okay, wie Sie wollen. Ich mache mir nur Sorgen. Denn auch mir liegt etwas am Bestand und am guten Ruf unseres Senders. Und den sehe ich durchaus in Gefahr.“
Vorgesetzter: „Wieso? Wir machen doch eine tolle, sehr erfolgreiche Berichterstattung. Unsere Einschaltquoten sind seit Corona steil angestiegen. Ich sehe da keinerlei Glaubwürdigkeitsverlust. Im Gegenteil.“
Weisungsempfänger: „Ich schon. Viele Hörer und Fernsehzuschauer vertrauen uns noch blind, klar. Aber immer mehr Menschen werden kritisch, auch uns gegenüber. Und das mit Argumenten, die so schnell auch nicht von der Hand zu weisen sind. Das ist jedenfalls meine Beobachtung.“
Vorgesetzter: „Machen Sie sich keine Sorgen. Die Leute vertrauen uns. Auf jeden Fall mehr als anderen Medien. Und das zu Recht. Wir sind schließlich ein öffentlich-rechtliches Haus.“
Weisungsempfänger: „Okay, ich hab's für meine Pflicht gehalten, Sie zu warnen. Mehr kann ich nicht tun.“

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