Empfehlungen

Gesammelte Leseempfehlungen, die den Zustand des Journalismus und die Haltung der öffentlich-rechtlichen Medien kommentieren.

„Die veröffentlichte Meinung“

Harald Welzer und Leo Keller liefern eine Inhaltsanalyse der deutschen Medienberichterstattung zum Ukrainekrieg.

Fazit ihrer These: Die Berichterstattung und Kommentare der Leitmedien zum Ukrainekrieg spiegeln nicht die Meinungs- und Diskurslandschaft in der Bevölkerung. Es scheine  „aufseiten des politischen Journalismus der Anspruch durch, die politische Debatte über diesen Fall von Krieg und Frieden leiten zu wollen. Damit wäre dem Journalismus eine Rolle zugewiesen, die ihm demokratietheoretisch nicht zukommt: von der kritischen Berichterstattung und Kommentierung hin zum politischen Aktivismus, von der Kontrolle zur Beeinflussung“.

„Öffentlich-rechtlicher Rundfunk braucht demokratische Reformen“

Wie könnte die Struktur eines erneuerten ÖRR aussehen? Timo Rieg, selbst Autor für verschiedene ÖRR-Sender, macht sich Gedanken, was unbedingt dazugehören sollte.

„Der erste Schritt zu wirklichen Reformen wäre daher eine deutliche Demokratisierung des bisherigen Systems. Wie bei allen anderen Fragen, die die gesamte Gesellschaft betreffen, gilt auch hier: Experten braucht es für den Input in die Diskussion, Entscheidungen aber muss der Souverän treffen. Und wenn das über seine derzeit aktiven Stellvertreter eben nicht zufriedenstellen gelingt, dann muss er selbst ran.“ Ein starkes Plädoyer für die Beteiligung von Bürgervertretern im Reformprozess.

„Rundfunk-Debatte: Wie sauber arbeiten Journalisten, die Kritiker kritisieren?“

Thomas Pany schreibt über den Diffamierungsversuch des DJV. In einem Kommentar zum Manifest hatte der Verband erklärt, bis vor Kurzem habe im Impressum von Meinungsvielfalt.Jetzt der AfD-nahe Verein Zivile Allianz gestanden. Nach Androhung juristischer Konsequenzen wurde die Passage gelöscht und eine Gegendarstellung von Ole Skambraks veröffentlicht. Der DJV hält es offenbar nicht für notwendig, auf den eignen Fehler hinzuweisen. Nicht eingeweihte Leser müssen sich den Zusammenhang mit Hilfe des Internet Archives rekonstruieren.

Pany macht deutlich, indem er einen früherer Autoren des DJV-Magazin journalist zitiert: „Das fehlende Eingeständnis eines Fehlers wie auch die Intransparenz seitens des DJV, der selbst journalistische Qualität einfordert, widerspreche dem Pressekodex.“

Das Manifest im Medienmagazin von Radio Eins

Stimmen zum „Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ von Ole Skambraks (Herausgeber Meinungsvielfalt.Jetzt), Hubert Krech (Sprecher der AGRA), Michael Schmidt (ehem. Redakteur des NDR, Mitglied des NDR-Rundfunkrates und Erstunterzeichner des Manifests), Steffen Grimberg (Landesvorsitzender des DJV Berlin-Brandenburg) ab Minute 11:07.

„Dieses Manifest aus dem ÖRR macht Hoffnung“

Ulf Poschardt, Chefredakteur der Welt, kommentiert das Manifest: „Vielleicht geraten die Dinge in Bewegung, wenn auch die Stimmen in den Redaktionen lauter werden, die
ein ‚Weiter so‘ verweigern, weil sie wissen, dass ein tendenziöser Journalismus, der immer weniger zu den gesellschaftlichen Realitäten und Umbrüchen passt, die Bevölkerung mehr spaltet als eint. “

„Der ÖRR säbelt sich selbst das Bein ab“

Die freie Journalistin Annekatrin Mücke hat das Manifest mit gezeichnet. Im Interview spricht sie über ihre Beweggründe: „Denn wenn vor allem die Freien und die sogenannten ‚festen Freien‘, die unter prekären Bedingungen arbeiten, ihre Meinung äußern, dann müssen sie halt Angst haben, ihre Jobs zu verlieren. Denn sie haben nur sehr eingeschränkte Rechte, weil sie eben überwiegend keine regulären Arbeitnehmer sind. Wenn ich das bisher so gesagt habe, dann wurde ich immer zurechtgewiesen – vor allem von Festangestellten.“

„Corona-Berichterstattung ist größte Fehlleistung des Journalismus seit der Gründung des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks“

Thomas Moser, selbst Journalist für verschiedene ARD-Sender schreibt in einem Artikel zum Manifest: „‚Öffentlich-rechtlich‘ meint gerade nicht ‚staatlich‘, sondern ‚staats- und regierungs-unabhängig‘. Nur so kann Kontrolle funktionieren. Die Tagesschau der ARD soll eben keine Regierungsstatements übernehmen, sondern eigens recherchierte Informationen vermitteln. Dass bei Corona und seither beim Krieg in der Ukraine diese Trennung aufgehoben wurde, hat zu einem fundamentalen Medien- und Informationsproblem in diesem Land geführt, zu einem regelrechten Wahrhaftigkeitsdesaster.“

Danach folgt ein Interview mit Ole Skambraks, Herausgeber von Meinungsvielfalt.Jetzt.

„Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk“

Bastian Barucker im Gespräch mit Ole Skambraks, ehemaliger SWR-Mitarbeiter und Herausgeber von Meinungsvielfalt.Jetzt

„Landtagspräsidenten fordern Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“

„Das gibt es nicht oft: Die Präsidentinnen und Präsidenten der Landtage aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg haben ein gemeinsames Positionspapier vorgelegt. Darin fordern sie „grundlegende inhaltliche und strukturelle Reformen“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.  ... In dem Papier heißt es:

„Der ÖRR steht aufgrund aktueller Vorfälle in einzelnen Sendern aber auch grundsätzlich zunehmend in der Kritik der Bevölkerung. Diese Kritik ist in Teilen berechtigt.“
Ziel der geforderten Reformen müsse sein, die „Glaubwürdigkeit und Akzeptanz seitens der Bürgerinnen und Bürger zu sichern“. Auch sei die Beitragsstabilität „ein entscheidendes Element für die Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“.

Studie: So staatsnah sind öffentlich-rechtliche Medien

Ein kritischer Gastbeitrag in der Berliner Zeitung über die Studie von Kommunikationsforscher Marcus Maurer und seinem Team (Uni Mainz), gefördert von der Stiftung Mercator. Die Tatsache, dass öffentlich-rechtliche Medien „etwas vielfältiger“ berichten, wertet Sebastian Köhler nicht als Erfolg:

„Denn gemäß vieler gesetzlicher Vorgaben (Medienstaatsvertrag etc.) sollen gerade diese Medien (also die Angebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio) möglichst GAR NICHT ,einseitig‘ sein, sondern strikt einem ,Binnenpluralismus‘ verpflichtet. Dieser habe sich auf sämtliche relevanten Strömungen und Tendenzen in der Gesellschaft zu beziehen und all diese einzubeziehen.“

Laut der Studie seien die MDR-Nachrichten die mit Abstand vielfältigsten – „einfach weil dort Personen von AfD und Linkspartei viel häufiger als sonst erwähnt werden und auch zu Wort kommen. Am anderen Ende dieser Skala steht übrigens der Deutschlandfunk in Köln, wo niemand aus diesen beiden Parteien zu Wort kam.“