Statements:
Missachtung des Programm­auftrags

„Ich kann nicht mehr schweigen. Ich kann nicht mehr wortlos hinnehmen, was seit nunmehr anderthalb Jahren bei meinem Arbeitgeber, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk passiert“, schrieb Ole Skambraks in seinem Offenen Brief. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ARD, ZDF, ORF und Deutschlandradio sehen die Praktiken und die Bericht­erstattung ihrer Arbeitgeber ebenso kritisch, trauen sich aber aus Sorge um ihren Job nicht, ihre Meinung zu äußern.
Hier bekommen sie eine Stimme.

Pro Person ist ein Statement zulässig oder anders ausgedrückt: jedes anonyme Statement entspricht einem Menschen, der sich nicht mehr traut, seine Meinung offen kundzutun.

 

Das hat mit Meinungspluralität wenig zu tun.

Mitarbeiter

WDR

Ich arbeite seit vielen Jahren für den WDR als Autor. Was mich besorgt und umtreibt ist die Wahrnehmung, dass in den Redaktionen wenig bis keine Bereitschaft besteht, andere Meinungen als den Mainstream überhaupt wahrzunehmen, geschweige denn als Bereicherung anzuerkennen.

Egal, ob Energiepolitik, Corona oder Migrationsfragen etc., ich nehme wahr, dass die Leitlinien der Berichterstattung mehrheitlich durch politisch motivierte Redakteure so vorgegeben und eingeengt werden, dass eine echte Auseinandersetzung von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Es ist immer das gleiche ideologisch geprägte Weltbild, das sich in Sprache und Duktus durchsetzt – und letztlich auch so ausgestrahlt wird.

Das Ringen um Positionen und das Verständnis für die Probleme der Bevölkerung sind einer Art erzieherischem Haltungsjournalismus gewichen, der mich zutiefst anödet und gleichzeitig erschreckt.

Das hat mit Meinungspluralität, wie im gesetzlichen Auftrag festgeschrieben, wenig bis nichts mehr zu tun.

Originäre Aufgaben durch Haltungsjournalismus ersetzt.

Georg B.

WDR

Seit fast 40 Jahren arbeite ich jetzt für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Leider muss ich feststellen, dass der Journalismus oft nicht mehr seinen originären Aufgaben des objektiven Berichtens nachkommt, sondern durch einen Haltungsjournalismus ersetzt wird. Da hierbei andere Meinungen und Sichtweisen weniger berücksichtigt werden, trägt dieses indirekt zum Erstarken von Rechtspopulisten bei.

Menschen wurden verleumdet, vorverurteilt und ihr Ruf geschädigt.

Ex-Mitarbeiterin

ARD-Anstalten

14 Jahre lang war ich nebenberuflich freie Reporterin für Kulturredaktionen bei lokalen Hörfunksendern der ARD. Mit meinen Kollegen habe ich durchweg positive persönliche Erfahrungen gemacht, es herrschte ein Klima des gegenseitigen Wohlwollens, der Achtung, der Verbundenheit.

Mein Abschied von den Sendern hatte in erster Linie abrechnungstechnische und finanzielle Gründe, und aufgrund der immer noch hohen Meinung, die ich von meinen ehemaligen Kollegen habe, fällt mir auch ein Statement schwer, das wie „nachtreten“ aussehen könnte.

Innerlich hatte ich mich jedoch bereits etwa zwei Jahre vor der Pandemie von sämtlichen „seriösen“ Medien (den Öffentlich-Rechtlichen, Printmedien wie „Die Zeit“ oder die „SZ“, die ich früher privat abonniert hatte) entfernt.

Mein Hauptproblem bestand in der medialen Vorverurteilung von Migrationskritikern sowie von allen Kritikern des durch unsere Medien bereitwillig mittransportierten „Diversity“- oder „Feminismus“-Zeitgeistes.

Meine Entfremdung war ein langer und langsamer Prozess, der viele Erlebnisse und Schlüsselmomente beinhaltet hat, weshalb ich nun gar nicht recht weiß, wo ich beginnen soll.

Vorab: Ich hatte selbst in der Flüchtlingshilfe zu tun, bin bis heute mit Syrern befreundet. Ich bin mit Lehrern von Willkommensklassen in engem Kontakt. Ich hätte wesentlich mehr Negatives als Positives über die Situation mit den Menschen berichten können. Allein war mir von Anfang an bewusst, dass nur die wenigen positiven, ja, „niedlichen“ Erlebnisse überhaupt in den Redaktionen vorschlagenswert waren. Hier war also bereits eine Einseitigkeit des medialen Blickes zu erkennen. Jedoch hielt ich eine gewisse Einfärbung für unvermeidbar: „Leicht einseitige Auswahl der Blickwinkel ist vertretbar, solange nicht gelogen wird“, dachte ich.

Doch es wurde auch gelogen. Nicht direkt in meinem Umfeld, aber doch im Rahmen der ARD.

Die Initialzündung für den massiv werdenden Zweifel an der Lauterkeit meines eigenen Berufsmilieus lieferte die öffentlich-rechtliche Doku „Lösch Dich!“ von Rayk Anders, dessen Interview-Partner ich verfolgte und bei der mir schnell klar wurde, dass die Vorgehensweise der Macher fragwürdig, ja betrügerisch war. Interview-Aussagen wurden bewusst auf eine Weise zusammengeschnitten, die den Interview-Partner in ein Licht rückten, in dem dieser nicht stand. Sie wurden verfälscht, manipuliert. Das war für mich direkt nachvollziehbar, dank der kompletten Mitschnitte der Gespräche, die die Interview-Partner selbst veröffentlichten. Und weil ich die Interview-Partner vorher schon kannte. Für das breite Publikum, das sich mit Youtube weniger befasst, war das alles jedoch nicht nachvollziehbar.

In direkter Folge nahm ich Ähnliches wahr - in jeder deutschsprachigen Berichterstattung zum kanadischen Psychologieprofessor Jordan Peterson. Und einmal die Verleumdungstaktiken durchschaut, entdeckte ich nahezu jede Woche neue Rufschädigungen von Personen, manipulative Darstellungen von Ereignissen, einseitige Wiedergaben von „Studien“, die alle niemals revidiert wurden. Weil zu den Zeitpunkten, an denen die jeweilige Wahrheit ans Licht kam, das öffentliche Interesse bereits erloschen war.

Ich war enttäuscht. Was mir einmal am Journalismus gefallen hatte, das war die Möglichkeit, die Horizonte der Zuhörer zu öffnen. Ein „Mehr“ an Wissen zu vermitteln. Das war auch ein ehrliches Interesse an meinen Interview-Partnern. Und das Abbauen von Vorverurteilungen.

Was indes mehr und mehr geschah, war das Gegenteil: Menschen wurden verleumdet, vorverurteilt, ihr Ruf geschädigt. Der Horizont der Zuhörer wurde eingeschränkt, zugezerrt - man musste den Hörer „schützen“, vor den Fakten der Welt. Weil man ihm unterstellte, dass er nicht „richtig“ mit ihnen umgehen könne. Auch der eigene Hörer wurde vorverurteilt.

Gleichzeitig sah man sich selbst als edler und seriöser Wissensvermittler. Reißerisches Herumhacken auf Menschen? Sowas macht die „Bild“, aber doch nicht wir!

Ich freute mich sehr über Birk Meinhardts Buch „Wie ich meine Zeitung verlor: Ein Jahrebuch“. Das legt den Finger in genau jene Wunde. Die im Öffentlich-Rechtlichen regelmäßig kommentierende Sabine Rennefanz hat es ad hominem und sexistisch als nichts weiter als das „Psychogramm des gekränkten älteren weißen Mannes“ in einer Überschrift betitelt.

Die Motive für das von mir kritisierte mediale Verhalten sind durchaus verständlich, nachvollziehbar, „ehrenhaft“. Am Ende des Tages bleibt jedoch nicht mehr übrig als ein „WIR gegen DIE“: Wir gebildeten Großstadtkosmopoliten gegen die dummen Reihenhausspießer da unten. „Wir“, das sind die Guten, die Klugen, die die Welt erkannt haben wie sie ist. „Die“, das sind die Bösen, die Primitiven, die man nicht zu Wort kommen lassen darf. Die die Realität sowieso nicht erkennen oder aber nur auf bösartige Weise mit ihr umgehen können. Gegen „die Bösen“ (von denen man natürlich trotzdem fleißig Geld bezieht) muss man vorgehen - als guter Verteidiger dessen, was einem auch immer gerade als hehres Wort in den Sinn kam: der Demokratie, der Freiheit, der Vielfalt, der Moral, der Menschlichkeit, des Respekts,...

In der Wahl der Worte, mit denen die „Gegner“ des linksliberalen akademischen Großstadtmilieus als bösartiger Tumor der Gesellschaft bedacht werden („Demokratiefeinde“, „Rassisten“, „Faschisten“, „Ewiggestrige“, „Aluhütler“, „Schwurbler“, „Sexisten“, „Wissenschaftsfeinde“, „toxisch“, „alte weiße Männer“,...) ist man da durchaus kreativ.

Nunmehr drei Jahre habe ich diese und viele andere Einseitigkeiten und Herablassungen durch Journalisten einem großen Teil der Bevölkerung des eigenen Landes gegenüber beobachtet. Und inzwischen habe ich mit den „seriösen“ Medien abgeschlossen. Für mich gibt es da nichts mehr zu „retten“. Für mich gibt es nur noch eine Möglichkeit, mich vor dauerhaftem medialem Frust zu bewahren: komplette Lese-, Hör- und Anschauverweigerung dieser Anstalten, die ich einmal so hoch geschätzt habe.

Der beste gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk kann leider nur so gut sein, wie die Menschen, die dort die Machtpositionen besetzen.

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

ARD-Anstalt

Seit über 30 Jahren bin ich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätig - mal angestellt, mal als freier Mitarbeiter. Einen Groß­teil dieser langen Zeit­spanne habe ich das mit Stolz und aus Über­zeugung getan und bei jeder Gelegenheit die Finanzierung durch den Rundfunk­beitrag verteidigt. Nur so erschien mir eine unabhängige, kritische Bericht­erstattung gesichert. Nur so ist ein kulturell breitbandig ausgerichtetes Programm mög­lich, welches seinem - im Staats­vertrag verankerten - Bildungsauftrag gerecht werden kann.

Doch mittlerweile sind mir die Argumente zugunsten der Gebühren­finanzierung ausgegangen. Zu stark hat sich in mir der Eindruck eingenistet, der öffentlich-rechtliche Rundfunk arbeite hart daran, sich selbst seiner Existenz­berechtigung zu berauben.

Das fängt an bei den durch­formatierten Radio-Wellen: Nach meinem Empfinden versucht der öffentlich-rechtliche Rundfunk seit Jahren mit zunehmend verzweifelter Verbissenheit die Privat­sender zu imitieren. Man möchte eine jüngere Hörerschaft gewinnen, vergrault damit aber meist nur die Stammhörer. Ich kenne unglaublich viele musikbegeisterte, stilistisch nicht festgelegte Menschen zwischen 40 und 70, die alle nicht mehr Radio hören. Warum? Weil sie den „Einheitsbrei“ nicht ertragen. Diese Hörer sind dem Radio verloren gegangen, aber keiner in den Führungs­etagen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks scheint sich dafür zu interessieren. Vielleicht, weil immer mehr ARD-Programm­direktoren von den „Privaten“ rekrutiert wurden und werden?

Anspruchsvolle Sendungen, ja ganze Radiowellen werden von den linearen UKW-Radiofrequenzen „umquartiert“ ins Digitalradio-Netz. Wo aber deren Hörerschaft sich eben gerade NICHT tummelt. Die Stellen der wenigen verbliebenen Redakteure und Moderatoren, welche noch für Autoren-Sendungen jenseits des Musik-Mainstreams stehen (wie zum Beispiel Alte Musik, Neue Musik, Jazz, Fusion, Weltmusik), werden dann auch gern mal nicht nachbesetzt (oder inhaltlich umgedeutet), wenn Kollegen in Rente gehen, oder die Aufgaben werden alibimäßig an Freie vergeben. Als Beispiel sei hier nur der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) genannt, der die Stelle des Jazz-Redakteurs unlängst einsparte, nachdem der Letzte auf dem Posten sich in den Ruhestand verab­schiedet hatte.

Beim Fernsehen kamen mir die ersten Zweifel 2012, als der norwegische Attentäter Breivik bei seiner Verhandlung im Gerichtssaal gefilmt und auf allen Kanälen breit grinsend mit hoch gehaltener Victory-Hand gezeigt wurde. Auf allen Kanälen. Auch bei der „Tagesschau“ und bei „ZDF heute“. Damals stellte sich mir die Frage, warum wir gebühren­finanzierten Sender einem Irren die Weltbühne bieten, die er haben will? Damals hätte ich mir eine Haltung bei den Nachrichten­redakteuren gewünscht, welche ihm diese Bühne verwehrte...

Man soll immer vorsichtig sein, was man sich wünscht. Denn spätestens seit März 2020 und dem Beginn der ausgerufenen Pandemie schien es mir, als gäbe es nur noch, ausschließlich, Haltungsjournalismus beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Und nach meinem Empfinden war diese Haltung leider regierungstreu, einseitig, zeitweilig sogar hetzerisch und erschütternd gesellschafts­spaltend. Was Drosten, Wieler, Lauterbach und Co. verkündeten, wurde nicht infrage gestellt. An ARD und ZDF gerichtete Petitionen zugunsten einer zwei­stündigen Live-Diskussions­runde zur Prime Time um 20 Uhr, in denen zum Beispiel Drosten und Wieler mit corona­maßnahmen- und impf­kritischen (und seit Beginn der Impf­kampagne vor Impf­schäden warnenden) Ärzten wie Wodarg und Bhakdi kontrovers diskutieren könnten, wurden ignoriert. Immer wieder hörte ich von Programm-Machern, man wolle die Zuschauer und Hörer ja nicht durch kritische Beiträge/Interviewpartner/Wissenschaftler/Ärzte VERUNSICHERN. Schließlich wolle man der Impf­kampagne doch nicht im Wege stehen... Die Beitrags­zahler sollen also nicht verunsichert werden? Wieso eigentlich nicht? Halten wir sie etwa für zu dumm, sich eine eigene Meinung zu bilden? Oder ist es nicht erwünscht, dass sie es tun?

Als am 07. April 2022 der Deutsche Bundestag mit deutlicher Mehrheit gegen eine Impf­pflicht stimmte, machte sich in einigen Redaktionen doch tatsächlich Enttäuschung breit. Gebühren­finanzierte Medien­schaffende zeigten sich enttäuscht, dass eine Mehrheit unserer gewählten Volks­vertreter sich offenbar unserem Grundgesetz (vor allem Artikel 2, Absatz 2) verpflichtet fühlten...

Dass ich mich am Arbeitsplatz nicht traute, meiner Freude über dieses Abstimmungs­ergebnis lauthals Ausdruck zu verleihen, und selbst in diesem Moment im Kreise meiner Kollegen lieber den Mund hielt, spricht wohl für sich.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gibt sich generell als großer Verfechter von Gleich­stellung, paritätischer Stellen­besetzung, gender-neutraler Bericht­erstattung. Diskriminierung? Bewahre!

Das hat einige ARD-Sender jedoch nicht davon abgehalten, eine Gruppe für sie tätiger Menschen aufs Übelste auszugrenzen: die „Nicht-Geimpften“. Als Spitze des Grauens seien hier nur der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) und der Bayrische Rundfunk (BR) genannt, die in ihren Häusern im Winter 2021/22 „2G“ am Arbeitsplatz verhängten und den un­geimpften Mitarbeitern monatelang den Zutritt zum Funkhaus verboten (und manchem freien Mitarbeiter somit die Einkommens­möglichkeit nahmen). Wohl­gemerkt nachdem bereits im August 2021 auf „tagesschau.de“ über Studien aus den USA berichtet wurde, welche belegten, dass auch Geimpfte sich weiterhin mit Corona infizieren und andere anstecken können. Leider blieb diese Meldung nur eine kleine, offen­sichtlich weitgehend unbeachtete Randnotiz...

Wer zum Glück langsam Beachtung und (zumindest sparsame) Sendezeit bekommt, sind Menschen, die durch die Covid-Impfungen gesundheitlich geschädigt sind. Doch leider fallen deren Schicksale in der allgemeinen Wahr­nehmung nun der medialen Kriegs­bericht­erstattung zum Ukraine-Konflikt zum Opfer.

Auch im Falle der Ukraine empfinde ich die Bericht­erstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als schwarz-weiß. Die Mechanismen der Corona-Krise scheinen sich zu wiederholen:

Hier die Guten (die Maßnahmen-Befolger, geimpft, geboostert), dort die Bösen (Maßnahmen-Kritiker, nicht geimpft, oder geimpft und dadurch gesund­heitlich geschädigt und darüber sprechend).

Oder, im Falle des Ukraine-Krieges: hier die guten, waffenliefernden, angeblich demokratie-verteidigenden Westmächte, dort die bösen russischen Angreifer.

Ich maße mir im Falle des Ukraine­konflikts kein Urteil an. Zu un­durch­sichtig er­scheinen mir die Fäden, die dort gezogen werden - zum un­er­mess­lichen Leid der ukrainischen Bevölkerung.

Doch durch die zwei Jahre des von mir als mono­thematisch wahrgenommenen öffentlich-rechtlichen Haltungs­journalismus in Sachen Corona-Krise habe ich den Glauben an eine neutrale Bericht­erstattung verloren. Nachhaltig.

‚Wahre Rechtgläubigkeit verlangt eine vollständige Kontrolle über die eigenen Denkvorgänge und eine unermüdliche Flexibilität in der Behandlung von Fakten.‘ - George Orwell

Mitarbeiterin

ARD-Anstalt

Ich war als freie Mitarbeiterin im kulturellen Bereich tätig und beobachtete dort schon länger, wie sich eine realitäts­verzerrende Propaganda einschlich, die sich mit Vorliebe alter Klischees bediente.

Mir fiel eine wachsende Diskrepanz zwischen meiner Wahrnehmung und dem hierzulande verbreiteten Feindbild auf. Vermutlich war ich dafür besonders empfindlich, da es dabei oft auch um mein Heimatland ging. Es machte mich sprachlos, wie mein Land regelmäßig für sämtliche Verbrechen an den Pranger gestellt und beschuldigt wurde - und immer noch wird: Selbst aus positiven Meldungen werden negativ urteilende Schlüsse gezogen. Weiter nehme ich wahr, dass Künstlern, Sportlern und Wissenschaftlern in Interviews - schon durch die Fragestellung - moralische Bekenntnisse abgenötigt werden, bevor diese überhaupt zu Wort kommen.

Was wir heute erleben, ist lediglich die weitere Zuspitzung dieses Prozesses: Jetzt geht es nicht mehr nur um die bösen anderen Staaten - jetzt geht es um uns alle! Willkommen im Club! Ein offener Diskurs, diskriminierungsfreie Ethik und elementare Höflichkeit im Umgang mit den Opponenten haben sich derweil gänzlich aufgelöst - an oder mit Corona gestorben.

Und die Öffentlich-Rechtlichen werden nun von immer mehr Menschen als ein „Wahrheits­ministerium“ wahrgenommen, das jedem die Fähigkeit abgesprochen hat, sich des eigenen Verstands zu bedienen. Durch sogenannte „Faktenchecker“ wird heute ein sicherer Instinkt gefördert, jeden Gedanken, der in eine ketzerische Richtung führen könnte, zu meiden - eine Art vorsorgliche Dummheit sozusagen. Inzwischen scheint es - nicht nur bei außen­politischen Themen - schier unmöglich geworden zu sein, Dinge und Sach­verhalte überhaupt noch klar benennen oder gegenüber­stellen zu können: Ein Schlagwort wie „Impfskepsis“ wird lässig gegen „Impf­verweigerung“ ausgetauscht, „Gegner der Impfpflicht“ werden schnell zu „Impfgegnern“, ganze Themen­bereiche werden tabuisiert und die Bemühung, etwas zu verstehen oder kritisch zu hinter­fragen - geschweige denn, gefährliche Tendenzen in unserer Gesellschaft zu erkennen - endet in Stig­matisierung und Aus­grenzung. Die Programm-Leitfäden tönen von Vielfalt, Toleranz, Respekt, Ausgewogenheit, doch all diese schönen Worte sind vom eigenen Handeln völlig entkoppelt, wie mir scheint: Statt sich für den Erhalt einer freiheitlichen Gesellschaft einzusetzen, arbeitet man mit allen Mitteln daran, eine schöne Fassade aufrecht zu erhalten, hinter der medial inszenierte Einheits­meinung herrscht, Erinnerung an Pluralismus erfolgreich getilgt und Feindbilder am laufenden Band produziert werden. Ressentiments lauern hinter politisch korrekten Begriffen und die Meinungs­freiheit scheint darin zu bestehen, unsägliche Dinge über auserwählte Hass-Objekte ungestraft sagen zu können.

Inzwischen glaube ich nicht mehr, dass in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk­anstalten noch ein Sinneswandel stattfinden könnte, oder dass diese Institutionen in ihrem ursprünglichen Sinn noch reanimierbar wären. Ihre Werte­apostel sind für mich Teil des Systems, in dem Konzerne immer mehr Einfluss auf den Staats­apparat und die Medien ausüben.

Was mich jedoch zutiefst erschüttert, ist die irrsinnige Hybris dieser Menschen, die vor allem an ihre eigene Überlegenheit glauben und von der angeblichen Gering­wertigkeit ihrer Gegner überzeugt sind!

Mein Arbeitgeber trägt massiv zur Spaltung unserer Gesellschaft bei.

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

ARD-Anstalt

Die Angst hat sich eingeschlichen.
Sie beherrscht meine Mitmenschen und auch mich.
Die Gründe gleichen sich irgendwie: Gesundheit und Freiheit.
Und dennoch treffen wir uns nicht.

Ich bin erschüttert. - Wir wollen doch alle das Gleiche:
Ein sorgenfreies, glückliches, friedvolles Leben führen. -
Und dennoch treffen wir uns nicht.

Wir weichen uns aus, driften auseinander und verlieren dabei aus dem Sinn,
was uns einst einigte und verband…

Bitter stelle ich fest, dass mein Arbeitgeber zu dieser Entfremdung massiv beiträgt. Meinen Rundfunkbeitrag - ich müsste ihn Anderen zusprechen, wenn ich könnte. Denn eine ausgewogene Berichterstattung ist meiner Ansicht nach schon lange nicht mehr gegeben.

Ich bin zutiefst erschüttert, ich kann nicht mehr.

Tauchen bei meinen journalistischen Kollegen diese Fragen nicht auf?

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

Westdeutscher Rundfunk (WDR)

Ich war stolz darauf, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu arbeiten und damit Teil der „Vierten Säule der Demokratie“ zu sein. Durch meine Arbeit bin ich in all den Jahren verschiedensten Themengebieten und Ereignissen begegnet. Ich erlebte, wie man früher den Politikern und Politikerinnen sowie den Handelnden der Wirtschaft auf die Finger schaute, wie man immer wieder Brisantes aufdeckte und dieses den Menschen mitteilte. Immer dann, wenn es darum ging, dass Mächtigere versuchten, den normalen Bürgern etwas als gut zu verkaufen, was nicht gut für diese war, hatte ich den Eindruck, dass Journalisten da waren, um aufzuklären. Ich war bei all dem, was da aufgedeckt wurde, hoffnungsvoll, dass zum Beispiel Politiker da sein werden, die ein Gewissen haben und korrupten wirtschaftlichen Machenschaften nicht zustimmen werden. Und wenn dem nicht so wäre, dass dann die öffentlich-rechtlichen Medien dafür sorgen, dass genau das ans Licht kommt. Als vor ein paar Jahren nach und nach Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk laut wurde, habe ich meinen Mitmenschen erzählt, wie wichtig ich das Konzept eines unabhängigen Rundfunks finde.

Doch im Laufe der Zeit stellten sich mir Fragen, auf die ich keine Antwort fand und auf die mir keiner Antwort gab. Zum Beispiel: Wenn wir als Medien kritisch sein wollen, warum schaffen wir gerade kritische und vertiefende Sendungen ab oder beschneiden sie und verschieben sie in die Randsendezeiten? Warum traut man den Zusehern und Zuhörern nicht mehr zu, dass sie längere Beiträge sehen und hören wollen? Kann man in der Kürze detailreiche Ereignisse ausreichend erklären? Wieso fragen sich Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunk, was sie selbst tun müssen, damit der Bürger „das Richtige“ wählt? Woher wissen sie, was richtig ist? Sind solche Gedanken nicht antidemokratisch? Aber ich war immer noch hoffnungsvoll, dass wir als „Vierte Gewalt“ unseren Teil zur Demokratie beitragen würden.

Als dann das Jahr 2020 begann und ich unsere Medien verfolgte, bröckelte die Hoffnung, da unbeantwortete Fragen bei mir nun an der Tagesordnung waren: Was ist eine mysteriöse Lungenerkrankung? Wochenlang gab es keine Erläuterung, was genau das Mysteriöse an der Erkrankung ausmachen sollte. Und wieso war die Wortwahl in den verschiedenen Beiträgen auf unterschiedlichen Sendern oft gleichlautend? Plötzlich wurden Zahlen genannt, die in kein Verhältnis gesetzt wurden. Wir Menschen können mit abstrakten Zahlen wenig anfangen. Vergleichen wir nicht ständig, um neu entstandene Situationen einschätzen zu können? Wie hoch ist die durchschnittliche Anzahl der Verstorbenen an einem Tag in Deutschland normalerweise? Warum fragt das keiner der Journalisten, wenn sie Experten interviewen?

Das Thema Sterben wurde ja in den letzten Jahrzehnten zunehmend in vielen Teilen der Gesellschaft verdrängt. Plötzlich nun steht es im Mittelpunkt. Die Menschen werden damit konfrontiert und sind überfordert. Woher sollen sie wissen, was viel und was wenig ist, wenn es nicht eingeordnet wird? Warum zeigt und zählt man nicht auch, wie viele Menschen die Krankheit überlebt haben? Und zeigt, wie viel das in Prozent im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung ist? Das würde doch in einer außergewöhnlichen Situation Hoffnung machen. Wieso dürfen Journalisten die Anzahl der Toten von Deutschland mit der Anzahl der Toten von Indien vergleichen? Wo doch Indien wesentlich mehr Einwohner als Deutschland hat und man deswegen das Ganze nur prozentual, bezogen auf die Gesamtbevölkerungszahlen der beiden Länder, ins Verhältnis setzen darf? Natürlich hat Indien zahlenmäßig mehr Erkrankte und mehr Tote als Deutschland. Berichtet man ausschließlich über diese hohe Zahl der Toten, muss man damit rechnen, dass diese Nachricht bei den Zuschauern und Zuhörern Panik erzeugt. Wieso wird es mit Diffamierung seitens der Medien bestraft, wenn jemand die Anzahl der Toten bei Influenza mit der Anzahl der Toten bei Corona vergleicht?

Wieso werden überhaupt Menschen, die andere Beobachtungen machen, diffamiert? Wieso werden fast ausschließlich Menschen mit sehr ähnlichen Ansichten in Talkshows eingeladen? Wieso haken Moderatoren und Moderatorinnen oft nicht bei ihren Interviewpartnern nach, wieso gehen sie nicht auf das ein, was der Interviewpartner sagt? Wieso blicken sie stattdessen auf ihre Moderationskarte und stellen die nächste Frage, welche mit dem vorher Gesagten des Interviewpartners oft nichts zu tun hat? Wieso hakte niemand nach, als Frau Merkel ganz früh im Jahr 2020, zu Beginn der Krise, sagte, dass, wenn alles vorbei sein wird, nichts mehr so sein wird, wie es mal war? Warum fragt da niemand nach, wie sie darauf kommt, woher sie die Gewissheit darüber hat? Wieso es nur den Weg der Impfung gibt, und das im so frühen Stadium der Pandemie? Wieso bekommen geleakte Papiere aus den Ministerien so gut wie keine mediale Aufmerksamkeit? Wieso hakt niemand nach, wenn Herr Wieler sagt, dass diese Regeln niemals mehr hinterfragt werden dürfen? Ist es nicht genau die Aufgabe eines jeden Journalisten, alles zu hinterfragen? Immer? Jedes Ding, jedes Ereignis, jede Entscheidung von allen Seiten zu beleuchten? Und über die gewonnenen Erkenntnisse zu berichten? Über alle gewonnenen Erkenntnisse?

Tauchen bei meinen journalistischen Kollegen diese Fragen nicht auf?

Da keine der vielen Fragen, die sich mir stellten, und auch keine Antworten auf meine Fragen in den unzähligen Berichten und Talkshows auftauchten, begann ich selbst zu recherchieren. Währenddessen erwuchs die bittere Erkenntnis, dass es sehr wohl Menschen gibt, die die Ereignisse von vielen Seiten beleuchten. Jedoch schenkt man diesen Menschen kein Gehör in den öffentlich-rechtlichen Medien.

Ein paar Mal stieß ich auf folgende These: Die Aufgabe von seriösem Journalismus sei es, Daten zu sichten, einzuordnen und zu entscheiden, welche Daten und Studien richtig und welche falsch sind. Hieraus ergibt sich bei mir schon wieder eine Frage: Wie macht das der Journalist? Welche Fähigkeiten hat er erworben, dass er in Virologie, Epidemiologie, Psychologie, Wirtschaft, Statistik, Rechtswissenschaften und vielen anderen Fachgebieten so umfassend gebildet ist, um bei all diesen Themenfeldern zu entscheiden, was falsch und was richtig ist? Was ist, wenn in ein paar Jahren sich die Entscheidungen als falsch erwiesen haben?

In der Vergangenheit gab es schon viele Versprechungen seitens der Pharmaindustrie und der Politik. Es bedurfte oft einer langen Zeit, bis Fehler eingesehen wurden. Bis zur Einsicht und der Rücknahme eines Medikaments war dann schon großer Schaden entstanden.

Ist das alles vergessen?

Wie aus einer Glaubwürdigkeitskrise eine Existenzkrise werden könnte - und wie wir da wieder herauskommen!

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

Südwestrundfunk (SWR)

Der britische Premierminister Boris Johnson hat angekündigt, die bisherige Finanzierung der BBC in Großbritannien bis 2027 auslaufen zu lassen. Als diese Nachricht in sozialen Netzwerken auch in Deutschland die Runde machte, freuten sich viele, die in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen hatten, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk vor allem dazu da ist, sie zu diffarmieren oder zu Staatsfeinden zu erklären. Verstärkt wurde der Eindruck durch die wahrgenommene Gleichschaltung in der Coronaberichterstattung. Aber: Wer den Rückhalt in großen Teilen der Bevölkerung verliert, wird von diesen keine Unterstützung erhalten, wenn es um den Fortbestand des öffentlichen Rundfunkwesens geht. Es ist Zeit, umzudenken und die Selbst­zerstörung der Anstalten zu beenden.

Als in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg die Medien­landschaft neu strukturiert wurde, nahmen sich die Alliierten die BBC als Vorbild. Im Fokus der Überlegung stand, wie ein Missbrauch der Medien für staatliche Propaganda, wie ihn die National­sozialisten betrieben hatten, zukünftig verhindert werden kann. Der Rundfunk in Deutschland sollte kein Staatsfunk mehr sein, der die Parolen der Regierenden unhinterfragt wiedergibt, sondern ein medialer Ort der Debatte und des Diskurses. Abgebildet werden sollte diese pluralistsche Idee unter anderem durch eine Beteiligung der Öffentlichkeit und ihrer Vertretungen in den Rundfunkräten.

Spätestens seit 2020 hat sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk davon verabschiedet, die unterschiedlichen Positionen und Meinungen der Öffentlichkeit abzubilden. Anstatt in einer Krise den Raum aufzumachen für Diskurs und Debatte, ist der Meinungs­horizont weitgehend auf eine Spiegelung von Positionen der Tonangebenden verengt worden, wie mir scheint. Verkündungen der Politik und ihrer angeschlossenen Institute wie dem Robert-Koch-Institut (RKI) fühlen sich an wie unhinterfragbare Wahrheitsverkünder. Eine gewisse journalistische Leitlinie als auch Handlungsdoktrin innerhalb der Anstalten wirkt auf mich wie gesetzt und ebenso unhinterfragbar. ARD-weit wurden „Krisenstäbe“ eingerichtet. Gremien, die dazu legitimiert wurden, im Dauerzustand Corona­regeln festzusetzen, deren Evidenz unbelegt und zweifelhaft bleibt. Und Abteilungen, die sich „Wissenschafts­redaktionen“ nennen, wirken wie journalistische Stützen für die Regierungs­verordnungen.

„Faktenchecker“ erwiesen sich als Instanz, deren Ansatz jeden Zweifel an den Verlautbarungen der Regierenden zu zerstreuen versuchte, um Menschen wieder auf Linie zu bringen. Einrichtungen, die Debatte und Diskurs in den Häusern scheinbar verhindern, stehen der ursprünglichen Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks entgegen - sie sind Teil der Delegitimierung und Selbst­zerstörung der Anstalten. „Faktenchecker“ sollen Fakten checken, weder im Sinne der Einen noch der Anderen. „Wissenschafts­redaktionen“, in denen Wissenschaft mehr verkündet statt diskutiert wird, arbeiten nicht wissenschaftlich. „Krisenstäbe“, die Krisen­stimmung erzeugen, sind nicht für die Überwindung von Krisen da. Und Rundfunkräte, die still bleiben, wenn eine große Minderheit unserer Gesellschaft - nach Schätzungen ein gutes Drittel der Menschen in Deutschland - diffamiert wird, beraten nicht.

Um die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht zu gefährden, ist ein Umdenken nötig. Wenn das Wesen der öffentlich-rechtlichen Idee ist, die unterschiedlichen Positionen der Öffentlichkeit abzubilden, einen Raum für Kritik und Debatte darzustellen, dann liegt es auf der Hand, was Ziel sein muss, um keine Entwicklung wie bei der BBC zu erleben. Einrichtungen innerhalb der Häuser, die Debatten verhindern und nur dazu da sind, Regierungs­handeln zu legitimieren, sind abzuschaffen und durch solche Strukturen zu ersetzen, die öffentlich-rechtliches Handeln ermöglichen und sicherstellen. Der journalistische Anspruch, zu berichten, was ist, anstatt das zu verkünden, was Regierungen sich wünschen, sollte neu belebt werden. Und es sollte der deutliche Wille bekundet werden, die Menschen, die mit ihrem Rundfunk­beitrag zum Erhalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beitragen, nicht zu diffamieren, sondern ihnen zuzuhören und respektvoll mit ihnen umzugehen.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann nur durch ein klares Bekenntnis zum Pluralismus überleben. Tun wir etwas dafür.

Es war immer schon etwas Besonderes, beim WDR beschäftigt zu sein.

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

Westdeutscher Rundfunk (WDR)

Ich möchte einleitend betonen, dass ich immer dankbar für - und ehrlich gesagt auch ein wenig stolz auf - „meinen Sender“ war. Ich hätte nie gedacht, dass sich das jemals ändern würde. Aber ich finde mich in einer neuen Realität wieder, einer Art Science-Fiction-Film oder Albtraum...

Dabei bin ich nicht einfach nur „gegen“ irgendetwas oder irgendwen! Ich bin aber entschieden, mir eine freie Meinung zu erlauben und diese als ein elementares Grundrecht zu erhalten. Deshalb weise ich es entschieden zurück, als „Impfgegner“ oder „Impfunwilliger“ diffamiert oder in diese ausgelutschte rechte Ecke gedrückt zu werden. Die weitläufige Einseitigkeit und das gefühlt monotone Framing unserer ARD-Bericht­erstattung quälen mich immer mehr. Zum Wesen des Journalismus gehören das Hinterfragen und Anzweifeln von Meinungen und ein offener Diskurs. Genau diese Wesensmerkmale werden meinem Empfinden nach aber in der Praxis nicht aufrichtig gelebt.

Es ist nicht mehr zu ertragen, dass WIR als ARD-Sender selbstgerecht in der Haltung verharren, dass WIR wüssten, was die ganze Wahrheit ist. Ich und WIR tragen Ver­ant­wortung für die Meinungsbildung unserer Mitbürger. Deshalb muss ich meine Stimme erheben. Aber ich bekenne, dass ich mich (noch) scheue, es in der Öffentlichkeit zu tun. Auch ich kann nicht länger schweigen und mich mitschuldig machen.

Dann doch lieber mutig den Schritt nach vorne gehen, wie Dänemarks größte Boulevard-Zeitung. „Wir waren nicht wachsam genug am Gartentor“, schreibt der ‚Ekstra Bladet‘ -Journalist Brian Weichardt, in einem Leitartikel unter der Überschrift „Wir sind gescheitert“ (nachdenkseiten.de). Eine öffentliche Entschuldigung für die Mitschuld an falscher Berichterstattung. Das ist äußerst peinlich - aber noch nicht zu spät!

Mein erster Dreh für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk - vor langer, langer Zeit...

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

ARD-Anstalten, Privat-Rundfunk und TV-Produktionen

Damals, ein kühler, grauer Tag, Technik gepackt, bereit zum „Abflug“. Die Redakteurin stieg ins Auto ein. Sie informierte uns auf der Fahrt zum Drehort darüber, dass die Post hier immer zu spät käme, es vielerlei Beschwerden gäbe und wir dazu eine Umfrage auf der Straße machen würden. Am Drehort mitten in der Stadt angekommen, fanden wir auch sofort die erste bereitwillige Person.

Die Redakteurin erklärte dem Mann, dass es sehr viele Beschwerden darüber gebe, dass die Post immer wieder zu spät oder gar nicht ankäme. Wie er das sehen würde, fragte sie. Er hatte mit der Post gute Erfahrungen gemacht und konnte dem nicht zustimmen. Eine weitere Befragte sagte uns, dass sie sowieso immer erst am Abend nach Hause käme und es ihr egal sei, ob die Post um sieben, zehn oder 16 Uhr im Briefkasten landet. Auch ein Dritter konnte nicht bestätigen, dass die Post so unglaublich unzuverlässig sei. Die Redak­teurin wurde zunehmend nervöser. Sie meinte, dass der „Aufmacher“ heute eben sei, dass die Post sehr unzuverlässig ist. Und wir müssten unbedingt noch Leute finden, die dies bestätigen. Längere Zeit liefen wir dort umher... Dann, endlich! Sie hatte jemanden ge­funden, der sich ausließ über die Post. Er hätte extrem schlechte Erfahrungen gemacht! Sie fand noch einen zweiten unzufriedenen Mann. Und einen dritten. Nun konnte der Beitrag fertig gestellt werden. Aufgabe erledigt. Nächstes Thema!

In der Corona-Zeit hat sich in vielen, um nicht zu sagen allen Bereichen gezeigt, dass es unglaubliche Schieflagen und Missstände in unserer Gesellschaft und ihrer Struktur gibt, auf vielerlei Ebenen. Corona hat diese ungeschminkt nach vorn gebracht. Sichtbar für jedermann. Für den einen mehr, den anderen weniger. „Was mich betrifft, trifft mich.“

Auch in der Medien­landschaft kommen solche Missstände mehr und mehr zum Vorschein. Für die, die innerhalb dieser Strukturen ihre Arbeit verrichten, sind sie schon länger sicht- und spürbar. Die in vielen Statements auf dieser Seite beschriebenen Eindrücke sind nicht erst seit Corona ein Problem, wie ich finde. Sie haben sich allerdings seit Corona extrem verschärft.

Eine verantwortungsvolle Rückbesinnung ist dringend nötig!

Die Medien, um es mal allgemein zu formulieren, haben einen rechtlich hinterlegten Auftrag. Eine Art Kritik- und Kontroll­funktion über die drei anderen Gewalten in unserer Gewaltenteilung. Es ist ihre Pflicht und ihre Aufgabe, stetig nach der Wahrheit zu suchen und Informationen in Form von Nachrichten an den Bürger zu vermitteln, damit dieser sich seine eigene Meinung bilden kann (Medienstaatsvertrag, § 6 Art. 1, zur Sorg­falts­pflicht).

Lasst uns bitte zu dieser Aufgabe und der damit einhergehenden Verantwortung zurück­kehren, so wie es sich gehört für authentische, gut ausgebildete Journalisten, deren grundlegende Aufgabe es ist zu hinterfragen.

Die Presse- und Informationsfreiheit ist geregelt im Artikel 5 des Grundgesetzes. Ein wertvolles Gut! Dort wird die Herstellung und Verbreitung der Medien vor staatlichen Eingriffen geschützt. Hier heißt es unter anderem: „Eine Zensur findet nicht statt.“ Da fällt mir leider nur ein: Papier ist geduldig.

Normalerweise nehmen die Medien sich die Freiheit, über Ungereimtheiten allumfassend zu berichten. Redaktionen sollten den Journalisten die notwendige Zeit zur Recherche geben. Und sie haben am Ende eigentlich auch keine Angst, mit den Ergebnissen an die Öffentlichkeit zu gehen. Letzteres ist zweifelsohne eine unabdingbare Begleiterscheinung einer funktionierenden Demokratie. Der Medien­staats­vertrag, ehemals Rundfunk­staats­vertrag, hat ganz klar definierte Ziele und Aufgaben formuliert. Das sind keine Em­pfeh­lungen, sondern vertragliche Vereinbarungen, die es zu erfüllen gilt!

In der Corona-Bericht­erstattung finden zum Beispiel Kollateral­schäden wenig Beachtung. Es sollte in einem gesunden gesellschaftspolitischen Umgang jedoch ganz dringend so etwas wie Verhältnis­mäßigkeit stets diskutiert und abgewogen werden. Vor allem dann, wenn dauerhaft (!) so allumfassend in die Grund­rechte aller Menschen eingegriffen wird. Dabei sollte man nicht „nur“ den Zahlen aus den Krankenhaus- und Intensiv­stationen Beachtung schenken, sondern unbedingt auch den Kollateral­schäden in der gesamten Gesellschaft, inklusive Insolvenzen und zerstörten Existenzen. Bis hin zur irreparablen Traumatisierung von Kindern und Jugendlichen, bei denen es medial zu oft nur darum geht, ob sie in die Schule oder Kita dürfen oder nicht - und wie oft sie getestet werden sollen. Kinder und Jugendliche haben weitaus mehr als „nur die Schule“ im Kopf, im Herzen, im Geist. Es sind heranwachsende junge Menschen, die massiv in ihrer persön­lichen Entwicklung gebremst, fehlgeleitet und teils sogar gebrochen werden. Die Zahlen der Suizide haben auch unter jungen Menschen zugenommen, so wie auch gesamt­gesell­schaftlich. Kürzlich thematisiert im Spiegel unter der Überschrift „So geht es uns“. Dies alles findet meiner Meinung nach zu wenig Beachtung in der öffentlich-­rechtlichen Be­richt­er­stattung. Manchmal spricht man von unterlassener Hilfe­leistung, an dieser Stelle könnte man auch sagen: unterlassene Bericht­erstattung.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Wer mal einen älteren Menschen in der Ver­gangen­heit und vor Corona in einem Pflege­heim besucht hat, musste sich un­weigerlich die Frage stellen, ob die Würde des Menschen wirklich unantastbar ist. Auch die Menschen, die dort arbeiten, unterliegen einem un­mensch­lichen Korsett (Beispiel Pflegezeit­be­messung), in dem sie sich bewegen dürfen, müssen, sollen. Gedrängt von Zeitdruck und Personal­mangel versuchen diese Menschen verzweifelt und ungehört seit Jahren (!), den älteren Bewohnern noch ein Fünkchen Mensch­lichkeit zu erhalten. Meinen größten Respekt dafür! Wer sich mal damit beschäftigt, welche Zeiten für die Pflege eines älteren Menschen angesetzt werden, wird mit Erstaunen feststellen, dass dies weder etwas mit der Realität zu tun hat noch mit einem würdigen Umgang mit Menschen, die immerhin schlappe 3000 bis 4000 Euro monatlich für einen Platz im Pflege­heim hinlegen müssen. Der Umgang mit den Älteren und An­gehörigen in der Corona-Zeit ist in meinen Augen un­menschlich. Um sich ein Bild zu machen, wie wichtig ältere Menschen in unserem gesellschaftlichen System sind, hier abzulesen die Pflege­zeit­be­messung:                          pflege-durch-angehoerige.de

Beim Fernsehen haben wir auch nie Zeit. Riesen-Thema: die vorgeschriebene Beitrags­länge von zweieinhalb Minuten. Wenn überhaupt! Hmmm, was soll dabei raus kommen? Da ist es schon sehr bemerkenswert, wenn Bill Gates in den ‚ARD-Tagesthemen‘ am 12.04.2020 mehr als neun Minuten Zeit bekommt, um uns als Privat­mensch (?), Investor (?), Berater (?) oder Unternehmer (?) seine Ansicht, Meinung, Einstellung, Werbe­ansprache inklusive Investitions-Hinweisen und Voraus­sagungen zu schildern. Eine dieser Voraus­sagungen war in diesem Gespräch, dass es in Ländern wie Afrika eine höhere Sterberate geben wird. Es heißt ebenso, dass aller Wahr­scheinlichkeit nach in den Ent­wicklungs­ländern wie Afrika die „Epizentren der Epedemie“ liegen werden. Hat sich das zwischen­zeitlich bestätigt? Zudem wurde in dem Gespräch ein Narrativ gesetzt: „Zu der Normalität vor Corona werden wir erst dann wieder zurück­kehren können, wenn wir entweder ein Wunder­mittel gefunden haben, dass in 95 % der Fälle hilft oder wenn wir einen Impfstoff ent­wickelt haben.“ In der Mitte des Gesprächs heißt es, es sei das Wichtigste ältere Menschen immun zu machen. An anderer Stelle wird dann aber klar, dass alle Menschen gemeint sind und nicht „nur“ die Älteren. „Wir werden den zu ent­wickelnden Impfstoff letztendlich 7 Milliarden Menschen verabreichen, da können wir uns keine Probleme mit be­drohlichen Neben­wirkungen leisten.“ Das Bill Gates scheinbar schon Mitte April 2020 wußte (etwa vier Wochen nach den ersten Corona-Fällen in Deutschland), dass es einige Trauma­tisierungen geben wird, ergibt sich aus seinem Satz gegen Ende des Gesprächs: „Wir werden das Wirtschafts­leben gründlich aufräumen müssen nach der Krise, nach all den Traumata, die die Menschen haben durch­machen müssen.“ Es ist wirklich empfehlenswert sich das Gespräch aus heutiger Sicht, 2 Jahre später, noch einmal genau anzuhören.

Ich las letzten Sommer mal wieder das Buch „Die Farm der Tiere“ von George Orwell. Es hat mich zutiefst erschreckt, wie sich unsere „aktuelle“ Lage darin wiederspiegelt. Lesenswert, wer es noch nicht kennt!

Würde man die aktuelle Lage in der Gesellschaft gesundheitlich betrachten, wäre das Virus die Intoleranz. Die Symptome wären Angst, Spaltung, Diffamierung und das einseitige Narrativ, gebets­mühlenartig runtergepredigt. Und die daraus resultierenden Krankheiten wären der Demokratieverlust, das Ende der Meinungs- und Pressefreiheit, der Verlust von wichtigen Werten, die eine Gesellschaft zusammen halten und ausmachen. Das würde ich als sehr schweren Krankheits­verlauf bezeichnen, in dieser Analogie. Die Behandlungs­methoden wären Offenheit, Toleranz, Neugier, Wahrheitssuche, offener Diskurs, gesunde Streitkultur, Rückbesinnung auf die Verantwortung und den Auftrag!

Wenn man sich den medialen Umgang mit Joshua Kimmich ansieht oder mit den Machern und Be­teiligten von „#allesaufdentisch“, um nur zwei Bespiele zu nennen, dann fragt man sich beschämt, ob dieser Umgang noch vereinbar ist mit den Grund­sätzen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der Kommentar der Radio- und Fernseh­moderatorin Sarah Frühauf des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) vom 19.11.2021 ging viral und wurde sogar zur Anzeige gebracht. Liest man im Medien­staats­vertrag unter § 3, Allgemeine Grund­sätze nach, so muss man fest­stellen, dass der mediale Umgang in den genannten Bei­spielen nicht nur be­denklich und unhaltbar ist, sondern auch unzulässig.

Medienstaatsvertrag: § 3 Allgemeine Grundsätze:
„Die in der ARD zusammen­geschlossenen Landesrundfunk­anstalten, das ZDF, das Deutschland­radio und alle Veranstalter bundesweit ausgerichteter privater Rundfunk­programme haben in ihren Angeboten die Würde des Menschen zu achten und zu schützen; die sittlichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung sind zu achten. Die Angebote sollen dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit, vor Glauben und Meinungen anderer zu stärken. Weitergehende landesrechtliche Anforderungen an die Gestaltung der An­gebote sowie § 51 bleiben unberührt.“

Als meinen letzten Punkt möchte ich an dieser Stelle noch die teils recht fragwürdigen Beschäftigungs­verhältnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlich-recht­lichen Rundfunk nicht unerwähnt lassen. „Fest“, „frei“, „fest-frei“ - das alles sind Be­griff­lichkeiten und Arbeits­verhältnisse, die man so in anderen Branchen kaum kennt. In manchen ARD-Anstalten wird zusammen mit Verdi seit Jahren für gerechtere Gleich­behandlung von Mitarbeiter­innen und Mitarbeitern gekämpft. Auch hier: Spaltung.

Junge Leute werden als Einzel­kämpfer eingesetzt und stark belastet, was das Arbeits­auf­kommen angeht. Kein Problem mit sogenannter „Smart Production“. Sie haben schlechtere Verträge, wenn sie denn überhaupt welche haben. Und wie sieht das in Corona­zeiten aus, bei den Azubis in den Sendern? Dürfen sie ihre Aus­bildung nicht beenden, wenn sie auf­grund ihrer persön­lichen Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, nicht mehr den Arbeitsplatz betreten dürfen? Ich habe darüber keine Auskunft und leider keinen Kontakt zu diesen jungen Leuten. Zumal es inzwischen bei der ARD einige Anstalten gibt, die die „2G“-Regel am Arbeitsplatz ein­geführt haben. Allein dazu könnte man hier weitere drei Seiten schreiben, aber ich belasse es nun mal hierbei.

Wir werden als „kritische Infrastruktur“ bezeichnet, dann sollten wir auch wieder mehr kritisch sein!

Es ist selten geworden, dass man mit so vielen Kommentaren so sehr übereinstimmt! Ich bin sehr froh darüber, dass es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk noch Menschen gibt, die den Idealismus und den hohen Anspruch nicht an den Nagel gehängt haben.

Corona hat uns gezeigt, wo die Probleme in unserer Gesellschaft liegen. Es hat den Vor­hang gelüftet, auch vor dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, vor seinen Strukturen und seiner Art der Berichterstattung.

Ich wünsche mir von Herzen, dass wir wieder Idealismus an den Tag legen, Neugier und Forscherdrang entwickeln, Toleranz und Offenheit - unabhängig von der Höhe der erworbenen Tagespauschale oder Betriebsrente.

Seit über 20 Jahren arbeite ich nun im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, und ich war immer ein wenig stolz darauf.

Mitarbeiterin

ARD-Anstalt

Seit längerer Zeit bröckelt dieses Gefühl jedoch stetig. Zunächst ist mir aufgefallen, dass intern eine kritische Meinungsäußerung kaum noch erfolgt. Zum Beispiel in Personal­versammlungen. Ein ähnliches Bild ergibt sich in der Außenberichterstattung. Aus meiner Sicht werden politische Statements überhaupt nicht mehr ausreichend hinter­fragt. Beiträge von Nachrichtenagenturen werden eingekauft und nicht selten ohne weitere Überprüfung gesendet. Junge Journalisten erlernen zwar das technische Hand­werk, aber nach meinem Empfinden auch nicht mehr. In den letzten zwei Jahren hat dies im Rahmen von Corona seinen traurigen Höhepunkt gefunden, sowohl im internen Umgang mit nicht geimpften Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen als auch in der größtenteils unkritischen Berichterstattung.

Aus meiner Sicht sind die öffentlich-rechtlichen Medien in der Corona-Krise zum verlängerten Arm, zum Sprachrohr der Regierungen geworden.

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

Südwestrundfunk (SWR)

(Dieses Statement ist von der Creative Commons Lizenz CC BY-ND ausgeschlossen. Es darf nicht ohne unsere schriftliche Zustimmung verbreitet werden.)

Das war ein Schock für mich, da ich bisher vom Modell eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks überzeugt war, der - wie ich glaubte - fair und um Objektivität bemüht berichtet.

Wie kann es sein, fragte ich mich, dass so viele Menschen in aller Welt, darunter seriöse Wissenschaftler_innen, kritische Meinungen und „alternative Fakten“ zu Corona-Themen vertreten, und diese in den öffentlich-rechtlichen Medien kaum Niederschlag finden? Müsste nicht gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk, in dessen Statuten die Wahrung von politischer und wirtschaftlicher Unabhängigkeit verankert ist, auch diese Stimmen ausgewogen zu Wort kommen lassen? Und so ein realistisches Abbild der Vielfalt an Meinungen und Informationen liefern, auf dass sich jede/r selbst ihre/seine Meinung bilde? Stattdessen werden - nach meiner Beobachtung - Kritiker_innen und Andersdenkende noch immer weitgehend ignoriert und leider zum Teil auch diffamiert. (Es gibt Ausnahmen - danke dafür!)

Mein Glaube an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als unabhängiges Organ für Meinungsvielfalt, ausgewogene und objektive Berichterstattung ist daher leider erschüttert. Ich gebe aber die Hoffnung auf einen Bewusstseinswandel im Öffentlich-Rechtlichen nicht auf.

Das öffentlich-rechtliche Programm sollte die Gesellschaft in all ihren Facetten abbilden,...

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

Bayerischer Rundfunk (BR)

...ohne etwas auszuklammern, ohne zu framen, ohne zu belehren. So habe ich das jedenfalls immer verstanden. Doch das öffentlich-rechtliche System, so wie ich es von innen heraus wahrnehme, ist seit langem nicht mehr politisch unabhängig. Und für mein Empfinden repräsentiert es auch nicht mehr die Bevölkerung, die es finanziell trägt und der es verpflichtet ist.

Weit und breit sehe ich kaum Spuren von dem, was ich als „echten Journalismus“ verstehe. Je nachdem, wie gleichförmig Medien berichten, erkennt man meiner Meinung nach, auf welcher Stufe der Tyrannei sich eine Gesellschaft befindet. Die Geschichte hat uns bitter gelehrt, wohin die Unterbindung des Dialogs und der freien Meinungsäußerung geführt haben - egal, ob wir uns den Westen oder den Osten anschauen.

Es gab in jüngster Vergangenheit immer wieder Prominente, die dem Öffentlich-Rechtlichen wohlgesonnen sind

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

Südwestrundfunk (SWR)

...aber die Strukturen und die Berichterstattung von ARD und ZDF deutlich kritisiert haben. Zum Beispiel die ehemalige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (welt.de) oder „Tatort“-Regisseur Tom Bohn (welt.de). Meiner Ansicht nach sollten sowohl diese Stimmen, zu der ich auch die Ende August 2020 erschienene „Passauer Studie“ (uni-passau.de) zähle, als auch die nun auftretenden internen „Warnzeichen“ sehr ernst genommen werden.

Wenn aber der WDR-Intendant Tom Burow (zeit.de) auf der einen Seite einen offeneren und breiteren Diskurs einfordert - und gleichzeitig „kritischen Geistern“ innerhalb der ARD gekündigt wird, passt das meiner Ansicht nach nicht zusammen.

In meinem Arbeitsbereich gibt es zahlreiche weitere festangestellte Mitarbeiter des SWR, die mir gegenüber sowohl die momentanen gesellschaftlichen Entwicklungen als auch die „einseitige Berichterstattung“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit Sorge betrachten.

Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk relevant bleiben will, muss er sich auf seine Aufgaben besinnen!

Mitarbeiter

Westdeutscher Rundfunk (WDR)

Ich bin seit Jahrzehnten Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dass „unser“ Programm dem Privatfunk immer ähnlicher wurde und dass hohe Hörer-, Zuschauer-, Nutzer-Quoten auch für werbefreie (!) Programme ein wichtiges Ziel sind, sehe ich als Versagen. Denn durch die Gebührenfinanzierung ist der Bestand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mittelfristig garantiert. Als Gegenleistung muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk widersprüchliche Positionen so objektiv wie möglich präsentieren. Stattdessen machen viele unserer Programme nur noch Werbung für sich selbst - um die Quote zu halten. Denn eine permanente Steigerung ist ja unmöglich.

Wir müssen Ole Skambraks dankbar sein, für seinen „#ichkannnichtmehr“-Weckruf (multipolar-magazin.de)!

Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk relevant bleiben will, muss er sich auf seine Aufgaben besinnen: „Schwierige“ Themen anpacken, kontroverse Meinungen verschiedenster Experten präsentieren, die Mächtigen kritisieren, unsere Nutzer überraschen!

Das ist entscheidend für die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen - und für unsere Gesellschaft. Ohne vielfältige Informationen gibt es keine Demokratie und keinen Fortschritt.

Wir Medien müssen endlich wieder unsere objektive Distanz bei der Berichterstattung einnehmen - egal zu welchen Themen.

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

ARD-Anstalt

Wir brauchen dringend eine offenere und differenziertere Berichterstattung zur aktuellen Situation. Wer - auch in der Wissenschaft - andere Positionen vertritt als die Regierung, darf nicht länger als „Leugner“, „umstritten“ oder „Verweigerer“ diffamiert werden. Wir Medien müssen endlich wieder unsere objektive Distanz bei der Berichterstattung einnehmen - egal zu welchen Themen.

Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich schäme,...

Mitarbeiterin / Mitarbeiter

ARD/ZDF-Medienakademie

...ein Teil des Systems der Öffentlich-Rechtlichen zu sein und mein Gehalt aus dem Rundfunkbeitrag zu beziehen.